Selenskij sieht sich offensichtlich einem heftigen Gegenwind ausgesetzt, nachdem sich die westliche Darstellung in den Medien über den Konflikt in der Ukraine – nach der gescheiterten Gegenoffensive im vergangenen Sommer – entscheidend verändert hat. Deshalb fordert er neuerdings, dass die Geheimdienste die Medien zensieren sollten, um das zu bekämpfen, was er als «russische Desinformation» bezeichnet. Dies ist genau das, was er laut der offiziellen Webseite seines Präsidialamtes am vergangenen Sonntag bei der in Schweden abgehaltenen Konferenz «Gesellschaft und Verteidigung» sagte. Auf eine Frage des Moderators der Veranstaltung antwortete der ukrainische Präsident, dass die globale Informationspolitik in naher Zukunft von entscheidender Bedeutung sein werde.
«Leider kontrolliert Russland heute einen großen Teil des Informationsraums. Und ich spreche hier nicht nur von der Ukraine, sondern von den sozialen Medien überall in der zivilisierten Welt. In Europa, den Vereinigten Staaten, Großbritannien, dem afrikanischen Kontinent und Lateinamerika. Russland investiert viel Geld in verschiedene Medien in vielen Ländern sowie in soziale Netzwerke.»
Laut dem ukrainischen Präsidenten greifen die unabhängigen Medien in den genannten Staaten und Regionen, die von Propagandisten verbreiteten russischen Narrative auf und verbreiten sie nicht als Meinung weiter, sondern als Realität. Daher zeigte sich Selenskij davon überzeugt, dass eine der schwierigsten Herausforderungen derzeit darin bestehe, die russische Desinformation in der Welt zu bekämpfen. «Es liegt an den Fachleuten, jene beim Geheimdienst bis hin zu den unabhängigen Journalisten, die Sache zu überwachen und ihr entgegenzutreten», sagte Selenskij.
Wenn man das, was er gesagt hat, im Detail analysiert, fällt als Erstes sein Eingeständnis auf, dass Russland auf der ganzen Welt mehr Herzen und Ansichten für sich gewinnen konnte als der Westen, selbst in seinem eigenen Land. Sein Verweis auf die angebliche «Kontrolle eines großen Teils des Informationsraums» in der Ukraine ist wahrscheinlich eine Anspielung auf das, wovor er Ende November in Bezug auf die angeblichen Pläne zur Inszenierung eines «dritten Maidans» gewarnt hatte. In Wirklichkeit versuchte Selenskij jedoch lediglich, bevorstehende Proteste seiner Rivalen präventiv zu diskreditieren.